Brincadeirakuchen zum Geburtstag

Foto & Collage: Bruder Rudolf, Taizé

Es kamen nur ein paar Collagen aus Alagoinhas, der kleinen (na ja, für brasilianische Verhältnisse kleinen) Stadt, in der ich als Freiwillige lebte und arbeitete. Ich war in der „Brincadeira“ tätig, dem täglichen Kindertreffpunkt jeden Nachmittag. Das muss ich Euch nun mitteilen, weil ich mitten in der Erstellung eines Blechkuchenkochbuchs bin. Und die Kinder essen Blechkuchen!

„Brasilien nennt sich selbst die Nummer 6 aufgrund seines BIPs, was nicht bedeutet, dass Kinder an ihrem Geburtstag Zuhause Kuchen essen können“, schreibt Bruder Rudolf, der Verantwortliche der Brincadeira. „Die Zahl der Armen in dem Land hat sich nicht geändert, sie sind immer noch die Mehrheit in Brasilien.“

Foto & Collage: Bruder Rudolf, Taizé

Bruder Rudolf versucht den Kindern Selbstvertrauen und eine Art von persönlicher Geschichte zu geben, weil die Familien und das Stadtviertel, in dem sie leben, von willkürlicher Gewalt und unvorherseh-baren Veränderungen geprägt sind. Den eigenen Geburtstag in der Brincadeira zu feiern, ist für viele Kinder die einzige Gelegenheit, ein Stück Geburtstagskuchen zu essen – so gut wie niemals wird Zuhause gefeiert. Viele Kinder dort wissen nicht einmal, wann genau ihr Geburtstag ist.

Jedes Kind darf drei Freunde zu seinem Geburtstag einladen, ein Geburtstag an einem Tisch unter einem Vordach, während die vielen anderen Kinder herum spielen. Dona Sonia, die Verantwortliche für die Küche der Brincadeira, stellt vier Gläser und einen Krug mit Saft bereit. Und dann kommt das Kuchenblech mit dem Geburtstagkuchen. Stellt Euch ein ganzes Blech Marmorkuchen vor, von dem das Geburtstagskind ein Drittel bekommt und verteilen kann. Ich weiß nicht, ob der Kuchen gekauft oder selbst gemacht wurde, aber es ist ein großes, leckeres Stück. Die drei Gäste des Geburtstagskindes schmücken den Kuchen noch mit kleinen Blumen.

Wenn die Blumen in den Kuchen gesteckt wurden oder zumindest oben auf liegen und die   Geburtstagskerze angezündet wurde, beginnt eine „kleine Liturgie“. Ich weiß nicht, wie sie entstanden ist, aber es beginnt mit der brasilianischen Version von „Happy Birthday“ und weiteren fröhlichen, rhythmischen Liedern mit Händeklatschen, guter Laune und guten Wünschen.

Dann wird der Saft eingegossen und die Blumen entfernt und das Geburtstagskind und seine Gäste bekommen ein Stück Kuchen – die meisten Geburtstagskinder sind dabei sehr bedacht, da sie am liebsten viel übrig lassen möchten, um ein großes Stück Kuchen mit nach Hause zu nehmen. Dona Sonia legt dieses Stück Kuchen in einen Plastikbeutel und wird gebeten, den Rest der Brincadeira darauf aufzupassen. Am Ende der Brincadeira nimmt das Geburtstagskind den Kuchen mit, um ihn mit seiner Familie zu teilen.

Selten wird ein Kuchen so geschätzt.

Diese schöne Erinnerung daran ist eine gute Inspiration, wenn man es manchmal leid ist, Zucker und Eier und Butter und Mehl und Zucker und Eier und Butter und Mehl zusammen zu mischen.

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